Risse

(2011)
7 Collagen auf säurefreiem Karton, 30x24 cm, Unikate. Die Arbeiten befinden sich im Besitz der Fotosammlung des Rupertinums, Salzburg
Risse verursachen einen fragilen Zustand. Ob sich das auch auf Menschen mit bestimmten Defiziten anwenden lässt? Meine Erfahrung sagt ja. Denn ich selbst habe einen Sohn mit gravierenden Entwicklungshemmungen, der kaum sprechen kann. Hier ist der Riss zwischen ihm und der allgemeinen Realität sofort erkennbar. In einer gewissen Ratlosigkeit, werden solche Menschen gemieden, und geraten in einen Zustand von Isolation.
Wenn sich mein Sohn mitteilen will, kommen nur einzelne Silben oder verstümmelte Worte aus seinem Mund. Es erfordert viel Einfühlungsvermögen und Kreativität und Kenntnisse seiner Umgebung, um eine Geschichte daraus zu machen, mit der er zufrieden ist. Ich nehme seine Äußerungen genauso ernst, wie die jedes anderen Menschen und versuche sie in Sprache zu übersetzen. So leihe ich ihm gleichsam mein Ich, um den Riss der zwischen seinem Sein und der Realität klafft zu überbrücken.
Zu Beginn der Neunzigerjahre habe ich eine Gruppe von mehrfach behinderten Menschen über einen längeren Zeitraum therapeutisch betreut. Zum Abschied durfte ich sie einzeln fotografieren. Die jeweils individuellen Risse in ihrem Sein bestimmten die Form der Arbeiten, die aus diesen Fotos entstanden sind.
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